Berlin-Dossier, Nr. 22

Was haben das nach dem Tod von Papst Franziskus notwendig gewordene Konklave und US-Präsident Donald Trump gemein? Nichts, aber auch gar nichts. Denn während die 135 wahlberechtigten Kardinäle vom Heiligen Geist ab Mittwoch (7. Mai 2025) noch erleuchtet werden und die Papstwahl vollziehen müssen, hat Trump sich zum Entsetzen nicht nur vieler Katholiken bereits höchstpersönlich als Papst inszeniert. Dabei kann man ja sogar froh sein, dass sich der Despot in Washington noch mit Rolle des Stellvertreters Christi begnügt und sich nicht gleich zu Gott ausgerufen hat.

Aber belassen wir es damit bei dieser US-amerikanischen Politiker-Karikatur. Denn das, was jetzt in Rom geschieht ist ernst und wichtig genug. Schließlich steht auch die Katholische Kirche vor großen Herausforderungen:

Da sind nach wie vor die Missbrauchsfälle, deren schleppende Aufarbeitung zu einem selbstverschuldeten Vertrauensverlust sondergleich geführt hat.

Und da sind die Rechte der Frauen innerhalb der Kirche, denen nach wie vor der Zugang zu sakramentalen Ämtern verwehrt wird. Überhaupt wären an vielen Stellen innerhalb der Kirche Reformen notwendig, von denen zwar ein paar von Franziskus angestoßen, aber nur wenige vollendet wurden. Jedenfalls hoffen nicht wenige darauf, dass in den Reformprozess mehr Schwung kommt.

Nicht zuletzt mit all dem zusammen hängt die Entwicklung der Kirchenmitglieder, deren Zahl weltweit zwar langsam und stetig ansteigt, insbesondere in Deutschland aber dramatisch einbricht, was wiederum zu geringeren Einnahmen der Kirche führt. Weltweit ein anderes Bild ergibt sich bei Priestern und Ordensleuten, deren Zahl weiter rückläufig ist.

Und überhaupt machen die weltlichen Probleme in Politik und Gesellschaft auch der katholischen Kirche zu schaffen. Insofern darf man gespannt sein, auf welchen Weg die Kardinäle in Rom die Kirche nach Franziskus mit dem neuen Papst schicken werden. Auf Namensspekulationen soll an dieser Stelle verzichtet werden. Das Ganze aber nur auf Reformer oder Konservative zu fokussieren, würde der Sachlage wohl auch nicht gerecht.

Denn erstmals ist auch ein schwarzer Papst möglich, nachdem in Afrika die Zahl der Katholiken weiter in die Höhe schießt. Nichteuropäer sind ohnehin in der Mehrheit, wenngleich sich die Italiener imagemäßig wieder gefangen haben. Eine gewichtige Rolle spielen dürften auch die Fragen nach der künftigen Stellung der Frau in der Kirche oder nach der Beibehaltung bzw. Aufhebung des Zölibats.

Wer am Ende das Rennen um den Heiligen Stuhl macht, ist so offen wie nie. „Wer als Papst in das Konklave geht, verlässt es als Kardinal“, lautet eine römische Volksweisheit, die allerdings wiederholt schon widerlegt wurde. Pius XII., Johannes XXIII. oder Paul VI. gingen als Favoriten ins Papstrennen. So muss sich die katholische Kirchengemeinde noch ein wenig in Geduld üben und auf die Weisheit und die Weitsicht des Heiligen Geistes vertrauen. Wenn dann der ranghöchste Kardinaldiakon auf dem Balkon des Petersdoms verkündet, „Habemus papam!“, und den vom neuen Papst selbst gewählten Namen bekanntgibt, tritt der frisch gekürte Oberhirte der Katholischen Kirche vor die Kameras der Welt und erteilt als erste öffentliche Amtshandlung den Segen „Urbi et Orbi“. Dann werden wir es wissen.

Von Detlef Untermann

Detlef Untermann ist ein deutscher Journalist und Kommunikationsmanager, der auf eine über 40-jährige Erfahrung im Medien- und PR-Bereich zurückblicken kann. Mehr unter "Über den Autor" auf dieser Webseite und auf Wikipedia.

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