Apocalypse now! Wenn es nach den Populisten von links und rechts geht, stehen wir kurz vor dem Weltuntergang. Für viele mag das ja eine Verheißung sein, wird doch nach deren Ansicht alles immer schlimmer und die Welt immer schlechter, ganz nach dem Motto: Früher war alles besser und so neumodischer Kram wie Gummistiefel eben noch aus Holz. Lassen wir das jetzt einmal so stehen und schauen uns die Fakten an.
Bei der Armut beispielsweise, die ja laut der selbst ernannten Propheten und Heilsbringer überall zunimmt, sieht es offensichtlich so aus, dass diese in der Wirklichkeit abgenommen hat. Nach den Zahlen der Weltbank, die von Statista aufgearbeitet wurden, lebten 1990 weltweit noch 1.996 Millionen Menschen in extremer Armut, wobei der Trend bis heute – bei nur zwei kurzfristigen gegenläufigen Entwicklungen – nur in eine Richtung ging, nämlich nach unten, so dass für 2024 noch 626 Millionen angenommen werden und für 2030 nur noch 574 Millionen.[i]
Das an sich ist schlimm genug und zeigt in der Tat, dass auf dieser Welt nicht alles Gold ist, was glänzt. Allerdings gibt es auch bei dieser Betrachtung einen neuerlichen Hoffnungsschimmer, der in der Aussage gipfelt: „Die Welt ist ein weniger armer und weniger ungleicher Ort als gedacht.“ Geschrieben haben diesen Satz Maxim Pinkovskiy und Kasey Chatterji-Len von der New Yorker Filiale der US-Notenbank sowie Xavier Sala-i-Martin und William H. Nober von der Columbia University, die mit ihrer Studie aus dem März dieses Jahres nachgewiesen haben, dass die Zahl der Armen weltweit deutlich geringer ist als bisher angenommen. Zudem ist danach die Ungleichverteilung des Wohlstands über die vergangenen Jahre weit stärker zurückgegangen als andere Daten bislang gezeigt haben.[ii]
Kommen wir zu einem anderen Teilbereich des Lebens, der sicherlich noch wichtiger ist als Geld: Die Gesundheit. Bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts lag die Lebenserwartung der Menschen auf der Welt bei rund 30 Jahren. Mittlerweile ist sie auf über 72 Jahre gestiegen und soll bis zum Jahr 2050 bei über 77 Jahren liegen.[iii] Ursache hierfür ist auch und vor allem, dass die Kindersterblichkeit drastisch gesenkt werden konnte. Lag diese um 1800 noch bei 44 Prozent, beträgt sie inzwischen nur noch 3,7 Prozent.[iv]
All das hat natürlich auch etwas mit dem Thema Ernährung zu tun. Betrug 1970 der Anteil unterernährter Menschen noch 28 Prozent, ist dieser mittlerweile auf 9 Prozent gesunken, was zwar 735 Millionen Menschen entspricht, aber immerhin ein Minus von 93 Millionen Menschen gegenüber 2002 darstellt[v] – und das bei über 8 Milliarden Menschen.
Damit es Menschen gut geht und sie ein selbstbestimmtes Leben führen können, ist Bildung eine wichtige, wenn nicht sogar die wichtigste Voraussetzung. Umso erfreulicher ist es, dass allen Unkenrufen zum Trotz der Anteil der Alphabetisierung seit dem Jahr 1800 kontinuierlich gestiegen ist. Lag er seinerzeit nur bei 10 Prozent, ist er mittlerweile auf rund 87 Prozent gestiegen.[vi]
Noch beeindruckender ist, wenn man sich die Entwicklung der rund 200 Jahre von 1820 bis 2018 bei der Schulbildung anschaut. Betrug zu Beginn der Anteil der Jungen bzw. der Mädchen im primären Bildungsbereich 5,2 Prozent bzw. 3,1 Prozent lag er am Ende bei 90,5 bzw. 88,2 Prozent. Im sekundären Bildungsbereich verlief die Entwicklung von jeweils 0,1 Prozent bis zu jeweils 66,3 Prozent, im tertiären von jeweils 0,1 Prozent bis zu 35,8 Prozent bzw. 40,8 Prozent.[vii]
Auch in Deutschland ist die Lage besser, als manche das suggerieren wollen. So ist die Zahl der Leistungsempfänger von Arbeitslosgeld II und Sozialhilfe bzw. Bürgergeld von 6.063.218 in 2017 auf 5.485.165 in 2023 gesunken[viii], obwohl alleine im Oktober 2023 etwa 703.000 Ukrainer Bürgergeld bezogen haben.
Was die Lebenserwartung betrifft, so hat sich diese seit der ersten landesweiten Berechnung für das Deutsche Reich im Zeitraum 1871/1881 bis heute mehr als verdoppelt und beträgt für Jungen 78,5 Jahre und für Mädchen 83,4 Jahre[ix], wobei auch hier der Hauptgrund der Rückgang der Kindersterblichkeit ist.
Das wir in Deutschland genug zu essen haben, bedarf keiner gesonderten Belegung. Ob alle sich gesund ernähren, ist eine andere Frage und wäre sicherlich einer eigenen Betrachtung wert.
Bleibt noch das Thema Bildung. Hier hat sich die Studienberechtigtenquote von 20,4 Prozent im Jahr 1975 auf 48,4 Prozent im Jahr 2022 mehr als verdoppelt.[x] In derselben Zeit hat sich die Zahl der Studierenden sogar von 788.792 auf 2.946.141 fast vervierfacht.[xi]
Es ließen sich noch viele Beispiele dieser Art auflisten. Also, alles halb so schlimm? Sicherlich nicht, und es gibt noch genug zu tun, um die Welt zu einem besseren Ort zu machen. Aber die zweifelhaften Prognosen der Schwarzmaler unserer Tage haben mit der tatsächlichen Lage in unserem Land und in der Welt relativ wenig zu tun und sollen nur verwirren. Gutes haben diese Protagonisten jedenfalls nicht im Sinn, sondern wollen die Menschen nur verunsichern. Insofern ist nur zu hoffen, dass sie diesen politischen Vogelfängern nicht auf den Leim gehen, sondern den Rat der US-amerikanischen Schriftstellerin Pearl S. Buck berücksichtigen: „Wer die Welt verbessern will, kann gleich bei sich selbst anfangen.“ Oder wie sie gerne auch zitiert wird: „Der Jammer mit den Weltverbesserern ist, dass sie nicht bei sich selber anfangen.“
[i] https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1356924/umfrage/globale-armut-anzahl-der-armen-menschen/
[ii] https://www.nber.org/system/files/working_papers/w32203/w32203.pdf
[iii] https://www.unfpa.org/8billion/8trends
[iv] https://www.unicef.de/informieren/aktuelles/blog/-/kindersterblichkeit-weltweit-warum-sterben-kinder/274050#
[v] https://www.destatis.de/DE/Themen/Laender-Regionen/Internationales/Thema/landwirtschaft-fischerei/Unterernaehrung.html#:~:text=735%20Millionen%20Menschen%20weltweit%20galten,entsprach%20rund%209%20%25%20der%20Weltbevölkerung.
[vi] https://www.destatis.de/DE/Themen/Laender-Regionen/Internationales/Thema/bevoelkerung-arbeit-soziales/bildung/Alphabetisierung.html
[vii] https://ourworldindata.org/global-education#:~:text=Access%20to%20basic%20education%3A%20almost,age%20are%20not%20in%20school
[viii] https://de.statista.com/statistik/daten/studie/242062/umfrage/leistungsempfaenger-von-arbeitslosengeld-ii-und-sozialgeld/
[ix] https://www.demografie-portal.de/DE/Fakten/lebenserwartung.html
[x] https://www.datenportal.bmbf.de/portal/de/Tabelle-2.5.85.html
[xi] https://www.datenportal.bmbf.de/portal/de/Tabelle-2.5.23.html