Wenn man in diesen Tagen mit Menschen im Ausland spricht, dann ist man sich als Deutscher des Mitleids seiner Gesprächspartner gewiss: „Bei Euch läuft es gerade nicht so gut“, ist eine noch vergleichsweise harmlose Feststellung.
Schaut man sich die internationale Berichterstattung an, dann geht es da schon eher zur Sache. Aktuellstes Beispiel ist die „Neue Zürcher Zeitung“, dessen Chefredaktor Eric Gujer konstatierte: „Nicht Unternehmer oder Selbständige verkörpern die Bundesrepublik. Das Leitbild ist der Facharbeiter im halbstaatlichen VW-Konzern, der sich dank gewerkschaftlich erkämpftem Tarifvertrag sein Einfamilienhaus leisten kann.“
Der britische „Telegraph“ wird da noch deutlicher und spricht von Deutschland als einer der „schäbigsten Nationen Europas, gebeugt von Jahrzehnten politischer Fehlentscheidungen, Missmanagement und künstlerischem und industriellem Niedergang“.
Auch das französische Magazin „Le Point“ fragt sich, ob Deutschland erneut zum „kranken Mann Europas“ geworden sein könnte.
Für den italienischen „Corriere della Sierra“ lauten die ausgemachten Probleme: Verschlafene Digitalisierung, Überalterung der Bevölkerung, zu niedrige Investitionen in die öffentliche Infrastruktur.
In Polen ist „Krise“ das Wort, dass viele Menschen im Zusammenhang mit Deutschland am häufigsten hören.
Der „Economist“ in Großbritannien formuliert ob der Führungsrolle Berlins in Europa seine Erwartungshaltung unmissverständlich: „Herr Scholz und Deutschland müssen mehr tun.“
Doch genau daran ist die Ampel, die in Europa schon seit geraumer Zeit als abschreckendes Beispiel galt, gescheitert. Die politische und wirtschaftliche Schwäche ist in aller Munde. In internationalen Ökonomenkreisen gilt Deutschland längst nicht mehr als Vorbild – sondern als Risiko.
Dabei fällt besonders das Urteil über Bundeskanzler Olaf Scholz im „Economist“ vernichtend aus: Der deutsche Kanzler sei „farblos“, „unbeeindruckend“ – und „unsichtbar“. Scholz habe die EU „führerlos“ gemacht. Wichtige Themen wie der Ukrainekrieg, Migration, die Kapitalmarktunion und die Vorbereitung Europas auf die Folgen des Trump-Sieges bräuchten einen Steuermann. Kohl und Merkel hätten sich unermüdlich um Europa gekümmert. „Dieser Gedanke ist einem wortkargen Scholz völlig fremd“.
Da kann es dann auch nicht verwundern, dass Deutschland in der aktuellen Rangliste der wettbewerbsfähigsten Volkswirtschaften vom IMD World Competitiveness Center auf Platz 24 gefallen ist. 2014 lag das Land noch auf Platz sechs. Hauptgründe für diesen beispiellosen Absturz sind die Folgen des Ukraine-Kriegs und interne Schwächen, insbesondere eine mangelnde Flexibilität und Anpassungsfähigkeit. Hohe Steuern werden als großer Wettbewerbsnachteil empfunden. Die Leistung der deutschen Regierung und Verwaltung wurde kritisch bewertet, besonders hinsichtlich der Effizienz, bei der Deutschland sogar auf Platz 32 zurückfiel.
Vor diesem Hintergrund kommt man nicht umhin, der FDP und ihrem Vorsitzenden Christian Lindner recht zu geben: Es braucht eine Wirtschaftswende im Lande, die Wachstum schafft und nicht Wachstum hemmt. Es ist dringend notwendig, dass an der Spitze des Landes wieder wirtschaftliche Vernunft regiert statt ideologische Verbohrtheit. Insofern ist es gut, dass die Bundestagswahl bereits am 23. Februar nächsten Jahres stattfinden soll und damit die Chance für einen Richtungswechsel besteht. Denn für Deutschland ist es nicht fünf vor zwölf, sondern bereits fünf nach zwölf.
Ich kann hier immer wieder nur mit meiner Laienmeinung antworten dass wir Deutschen ganz einfach falsch wählen. Wenn mindestens ein Drittel aller deutschen Parteien wählen, die für eine Regierungsbeteiligung nicht infrage kommen, ist das Unheil damit schon vorprogrammiert. Und ich frage mich nur, woher Merz seinen Mut für eine Kandidatur hernimmt, der nämlich auch kein besseres Wahlergebnis einfahren wird. Man soll da nicht über die Parteien schimpfen, sondern das Wahlvolk besser aufklären.